Das erwartet Sie:
Dunkel und süß sind die Verführungskünste dieser Stadt. Sie sehen aus wie rostige Hufeisen, Zangen und Schrauben oder haben die Form von Kugeln und Scheiben. Brügge im belgischen Westflandern ist die selbsternannte Hauptstadt der Schokolade und nichts für Willensschwache. Mehr als 60 entsprechende Geschäfte gibt es dort. In den Gassen mischt sich der schokoladige Duft mit dem der Waffelbäckereien.
Die Kalorien lassen sich aber auch schnell wieder abarbeiten: auf den 366 Stufen hinauf zur Aussichtsplattform des mächtigen Belfrieds am Marktplatz. In dem Kinofilm „Brügge sehen und sterben“ wird er zum Ort des dramatischen Showdowns. Davon abgesehen, ist der weite Blick über die Stadt friedlich, und manchmal wird er konzertant untermalt. Denn in dem mittelalterlichen Wachturm befindet sich ein Carillon, ein spielbares Glockenspiel. Wenn der Carilloneur mit den Fäusten auf die Pedale haut und aus den 47 Glocken eine Melodie zimmert, laufen auf dem Marktplatz die Menschen zusammen, um diesen wundersamen und ein wenig schräg klingenden Tönen vom Himmel herab zu lauschen.
Am Fuß des Belfrieds steigen schon die nächsten verlockenden Düfte in die Nase. Dieses Mal kommen sie von den berühmtesten Pommesbuden der Stadt, vor denen die Menschen Schlange stehen für eine Portion „Frietjes“, die stets in Papiertüten serviert wird. Ihr Erfolgsgeheimnis: Die Kartoffeln werden zweimal frittiert.
Auf dem großen Marktplatz, umarmt von bunten Kaufmannshäusern mit Treppengiebeln und anderen reich verzierten Prachtbauten, schlägt das Herz von Brügge. Dessen Stadtkern, einer der schönsten Europas, ist zum großen Teils aus Backstein erbaut und vom Kopfsteinpflaster bis zur Kirchturmspitze Unesco-Welterbe. Dazwischen schlängeln sich schmale Grachten, auf denen reger Bootsverkehr herrscht – fast wie zu jener Zeit, als die Stadt noch einen Zugang zum Meer besaß. Als der Seearm versandete, fiel die reiche Tuch- und Salzhandelsmetropole über Jahrhunderte in einen Dornröschenschlaf. Dadurch bewahrte sie ihr einheitliches historisches Bild, das auf einer Grachtenfahrt wie ein Film an den Passagieren vorbeizieht.
Tatsächlich kommt man sich in Brügge zuweilen vor wie in einem Mittelalter-Film, durch den man sich auch kreuz und quer zu Fuß und mit dem Fahrrad bewegen kann: über kleine Steinbrücken, auf denen Drehleierspieler ihr Publikum beorgeln, am Wasser entlang, zu Instagram-freundlichen Plätzen und den stillen Stiftungshäusern aus dem 14. Jahrhundert mit ihren versteckten Gärten. Hinterher setzt man sich auf die Kaimauern am Rozenhoedkaai, einer der schönsten Häuserzeilen der Stadt, vielleicht mit einem Bier in der Hand – gedankenverloren und zeitlos.